Allgemeine Informationen
Das Ziel einer Maschenprobe ist zu ermitteln, wie viele Maschen und Reihen pro Messeinheit, in der Regel sind das 10 x 10 cm, gearbeitet werden müssen, um die gewünschten Konfektionsmasse des Strickteils zu erreichen. Ohne diese Werte ist keine vernünftige Berechnung möglich. Die Qualität der Maschenprobe beeinflusst das Gelingen deines Projekts wesentlich.
Die Genauigkeit der Maschenprobe steigt mit deren Größe: ein kleiner Fehler in einer kleinen Maschenprobe summiert sich in einem größeren Gestrick. Eine Masche zu viel oder zu wenig in einer Probe von 5 cm kann im Umfang eines Pullovers einen Fehler von zwanzig Maschen ergeben. Damit dein Strickprojekt gelingt ist es ratsam, etwas Zeit und Material zu investieren und sehr genau zu arbeiten.
Die meisten Garnhersteller liefern Richtwerte zur Maschenprobe auf der Banderole:

Die angegebenen Werte gelten für ein Quadrat von 10 x 10 cm und basieren auf einer durchschnittlichen (glatt rechts) Verarbeitung mit einer der vorgesehenen Nadelstärken.
Je nachdem wie locker du strickst, welches Muster und welche Nadeln du verwendest, wird die Probe anders ausfallen. Da die Genauigkeit der Probe auch von deren Größe abhängt, empfehle ich das folgende Vorgehen:
Nadelstärke ermitteln:
- mittlere Stärke für Normalstricker (z.B. Nr. 4 bei Angabe 3,5 – 4,5)
- größere Stärke für Sattstricker (z.B. Nr. 4,5 bei Angabe 3,5 – 4,5)
- kleiner Stärke für Lockerstricker (z.B. Nr. 3,5 bei Angabe 3,5 – 4,5)
- Wenn du unsicher bist oder ein neues Strickmuster ausprobieren willst: Nadelstärke variieren, bis die optimale Maschenweite / ein schönes Maschenbild erreicht wird (… und vergiss nicht aufzuschreiben, was du wie und wo gemacht hast)
Merke: Ein gutes Gestrick ist elastisch, lässt sich dehnen und springt wieder in die ursprüngliche Form zurück. Ist die Nadelstärke zu klein, wird das Gestrick brettig und neigt zum Filzen. Ist die Nadelstärke zu groß, wird das Gestrick mit der Zeit immer länger und breiter, es fällt aus der Form.
Behandlung: vor dem Messen, Auszählen oder Berechnen der Maschen muss die Maschenprobe so behandelt werden, wie dies für das geplante Strickprojekt vorgesehen ist. Je nach Material wird sie feucht aufgespannt, gewaschen (für Leinen, Baumwolle und ähnliche Materialen dringend empfohlen, da diese gerne einlaufen) und / oder auf kleiner Stufe gedämpft. Plastische Muster wie Zöpfe werden durch das Dämpfen platt. Solche Stücke nur aufspannen und mit einem feuchten Tuch bedeckt trocknen lassen.
Abstand
Kleine Maschenprobe mit auszählen
Diese Methode eignet sich für glatt rechts Gestricktes oder regelmäßige Muster mit kleinem Rapport. Bei Mustern darauf achten, dass der Rapport in der Probe mindestens einmal vollständig (Breite und Höhe) ausgeführt wird. Unten, oben und seitlich sollten immer einige Maschen übrigbleiben, welche nicht mitgezählt werden. Die Probe sollte mindestens 12 x 12 cm groß werden. Dazu die 1,5-fache der auf der Banderole angegebenen Maschenzahl anschlagen und die 1,5-fache Reihenzahl stricken.
Auszählen: das behandelte Probestück glatt auslegen oder auf einer weichen Unterlage feststecken. Danach in der Breite und in der Höhe je 10 cm rechtwinklig abmessen und die Maschen und Reihen innerhalb dieses Quadrates zählen.
Breite messen und die Maschen Zählen:
Maschen innerhalb der gemessenen 10 cm markieren und zählen. Dies ist die Maschenzahl der Maschenprobe. Im abgebildeten Beispiel sind es 16 Maschen.

Reihen innerhalb der gemessenen 10 cm markieren und zählen. Dies ist die Reihenzahl der Maschenprobe. Im abgebildeten Beispiel sind es 23 Reihen.

Die Maschenprobe für das abgebildete Beispiel beträgt also:
Maschen: 16 Maschen / 10cm
Reihen: 23 Reihen / 10 cm
Abstand
Große Maschenprobe mit Markierungen berechnen
Diese Methode ist genauer als die kleine Maschenprobe und eignet sich für alle regelmäßigen Muster. Innerhalb der Probe wird eine bestimmte Anzahl Maschen M und Reihen R definiert und markiert. Mit den Massen zwischen den Markierungen und der Maschen- und Reihenzahl wird die Maschenprobe berechnet.
Die Probe sollte mindestens 21 x 21 cm groß werden. Dazu die 2,1-fache der auf der Banderole angegebenen Maschenzahl anschlagen und die 2,1-fache Reihenzahl stricken.
Damit der Rand nicht rollt nach Belieben einige Reihen kraus rechts oder im Perlmuster stricken. Vor dem Hauptmuster 2 Reihen in einer Kontrastfarbe glatt rechts stricken, um die untere Begrenzung zu markieren. Um die seitliche Begrenzung zu markieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Wichtig ist, dass die Maschenzahl M innerhalb der seitlichen Markierung notiert wird und ein allfälliger Musterrapport mindestens einmal vollständig (Breite und Höhe) enthalten ist.
Möglichkeit a) In der halben Höhe nahe dem linken und rechten Rand je eine Masche mit Kontrastgarn stricken und die Maschenzahl M zwischen den markierten Maschen notieren.
Möglichkeit b) Vor und nach dem Musterrapport einige Maschen glatt rechts stricken, Maschenzahl M dazwischen notieren.
Möglichkeit c) Markierung mit anders gestrickten Maschen (rechte oder linke Masche). Maschenzahl M dazwischen notieren.
Die Probe wird, nachdem die Reihenzahl R über der unteren Markierung mit Kontrastgarn notiert wurde, wieder mit Kontrastgarn und einigen Reihen darüber beendet.
Messen und berechnen: das behandelte Probestück glatt auslegen oder auf einer weichen Unterlage feststecken. Danach in der Breite und in der Höhe zwischen den Markierungen rechtwinklig messen, Masse notieren.


Maschenprobe berechnen
Die folgenden Zahlen wurden notiert:
Maschenzahl zwischen den Markierungen M
Reihenzahl zwischen den Markierungen R
Breite zwischen den Markierungen b
Höhe zwischen den Markierungen h
Damit berechnen wir die Maschenzahl für ein Stück von 10 x 10 cm:
Maschen / 10 cm = Maschenzahl M / Breite B [cm] * 10 [cm] (M/10cm = 10 * M / B [Maschen]
und die Reihenzahl für ein Stück von 10 x 10 cm:
Reihen / 10 cm = Reihenzahl R / Höhe h [cm] * 10 [cm] (R/10cm = 10 * R / h [Reihen])
Rechenbeispiel:
Anzahl Maschen zwischen den Markierungen: M = 34
Anzahl Reihen zwischen den Markierungen: R = 45
Breite zwischen den Markierungen: b = 15 cm
Höhe zwischen den Markierungen: h=14,5 cm
Maschen / 10 cm = 10 * 34 / 15 = 22,6667 ergibt aufgerundet 23 Maschen / 10cm
Reihen / 10 cm = 10 * 45 / 14,5 = 31,0345 ergibt abgerundet 31 Reihen / 10cm
Abstand
Maschenprobe für unregelmäßige Muster wie Zopfmuster
Zöpfe werden durch die Kreuzung von Maschen schmaler als das Gestrick dazwischen und die Abschlüsse (Bündchen). Auch beim unregelmäßigen Mixen von verschiedenen Mustern kann die benötigte Maschen- und Reihenzahl variieren. Um trotzdem eine verbindliche Maschenprobe zur Berechnung der Strickteile zu erhalten schlage ich die folgenden Vorgehensweisen vor:
Wenn sich der gleiche Zopf oder das gleiche Muster in der Breite wiederholt, kann eine Große Maschenprobe gestrickt werden. Dabei ist zu prüfen, ob die Bündchen mit der gleichen Maschenzahl gestrickt werden können. Wenn sie zu weit werden, diese mit einer entsprechend verminderten Maschenzahl stricken.
Wenn verschiedene Zöpfe oder Muster wie ein dicker Zopf oder ein Musterstreifen nur in der Mitte oder unterschiedliche Zöpfe im Strickstück verteilt geplant sind:
- Eine Probe für die Berechnung mit jeder Zopf- oder Mustervariante mit dazwischenliegendem Hintergrund stricken. Daraus die zusätzliche Maschenzahl pro Einheit ableiten. Um die zusätzlichen Maschen zu ermitteln ist es hilfreich, auf der Rückseite zu messen.
- Die zusätzlich benötigten Maschen werden unmittelbar vor Beginn des Zopfes / Musters (direkt im Zopf/Muster oder seitlich davon) aufgenommen, am Ende desselben (auch unmittelbar vor einem Abketten / Abnehmen) wieder abgenommen und nicht mitgezählt.
Faustregel für Zöpfe:
1 + 1 Maschen verzopft: 0 - 1 Maschen zusätzlich
2 + 2 Maschen verzopft: 1 - 2 Maschen zusätzlich
3 + 3 < 2-3 Maschen zusätzlich
Mit den ermittelten zusätzlichen Maschen (welche vor Beginn und am Ende der Zöpfe zu- oder abgenommen werden) eine zweite Probe stricken um zu prüfen, ob das Gestrick gleichmäßig breit wird.
Vorder- und Rückseite einer Maschenprobe im Zopfmuster ohne zusätzliche Maschen

f
Maschenprobe im Zopfmuster mit zusätzlichen Maschen
